Anna Grues Karriere hat einige Hacken geschlagen:
Nach einer Ausbildung zur graphischen Designerin (The Royal Danish Academy of Fine Arts, School of Design 1977-1981 ) arbeitete sie fünf Jahre lang als Layouterin, unter anderem für ‘Illustrierte Wissenschaft’ und das Wohnmagazin ‘Bo Bedre’. 1986 folgte sie ihrem Wunsch, mit Worten zu arbeiten und wurde redigierende Journalistin – erstmals bei der Zeitung BT, wo sie nach kurzer Zeit Titelseiteredakteur wurde und später als Redakteur von so vielfältigen Zeitschriften wie dem Musikmagazin ‘Mix’, der Elternzeitschrift ‘Eltern & Kinder’, der Modezeitschrift ‘Bazaar’ und dem Lifestyle-Magazin ‘Wir mit Hund’.
Vielleicht nicht gerade ein Karriereweg, der zu einem Leben als Schriftsteller führt. Aber es war genau das, was in all‘ diesen Jahren ihr heimlicher Traum war.
Begeisterte Leserin
Ihr ganzes Leben ist Anna Grue schon immer eine begeisterte Leserin gewesen. Seit sie acht Jahre alt war und eine Dispensation gekriegt hat, um bereits einen Bibliotheksausweis zu der Bibliothek erhalten, zwei Jahren vor ihren Klassenkameraden, schleppte sie Stapel Bücher mit nach Hause und verschlang sie ohne Rücksicht darauf, ob sie für ihr Alter geschrieben waren oder nicht. Charles Dickens, Mark Twain und der Däne Hans Kirk, in einer wunderbaren Mischung mit Astrid Lindgren und verschiedene Krimiserie für Kinder. Drei oder vier Bücher pro Woche es war. Mindestens. Als Anna zehn Jahre alt war, kam sie auf Besuch zu einer Dame, die eine komplette Sammlung von Agatha Christies Krimis hatte, und da war’s um sie geschehen. Seit diesem Tag nahmen Kriminalromane etlichen Platz ein in ihrem Kinderzimmer. Maria Lang, Dorothy L. Sayers, Ngaio Marsch… Jeder Band wurde ein-, zwei-, drei- oder siebenmal durchgekaut.
Heute ist ihr Drang zu lesen ungebrochen, aber das Tempo nicht ganz so hoch. Ein Roman in der Woche, vielleicht zwei. Nur ein kleiner Teil ihres Gesamtverbrauchs besteht aus Kriminalliteratur, und auf ihrer Leseliste sind weder sadistische Serienmörder, noch hartgesottenen Gangstern oder große politische Intrige: Anna mag die klassischen Puzzle-Romane nach englischem Vorbild und den Fokus auf einen guten, psychologisch dichten Plot. Moderne Krimiautoren wie Kate Atkinson, Denise Mina und Peter Robinson, die literarisch erstklassig sind, sie schreiben gegen eine altehrwürdige Tradition an und fordern die Vorlage heraus, ohne den Respekt dafür zu verlieren.
“Warte mit dem Schreiben nicht”
Anna begnügte sich nicht nur mit dem Lesen. Durch all die Jahre, mit dem einen Chefjob nach dem anderen, schrieb sie heimlich Ideen nieder. Notizen, die sie weit weg verbarg. Es war einfach keine Zeit da zu schreiben, dachte sie. Zudem war die Familie abhängig von ihrem Gehalt. Erst als Anna wegen einer Stress bedingten Depression zu einem Psychologen kam, fing sie an vom Schreiben zu sprechen. Er sagte, klippenklar, dass es zu blöd sei mit dem Schreiben zu warten, bis sie pensioniert wurde. “Wenn Sie einen Roman schreiben wollen, dann tun Sie es jetzt”, sagte er.
Kaum gesagt so getan. Der Debutroman , ‘Noget for noget’, wurde im Jahr 2005 veröffentlicht und mit dem Debutantepreis der Dänischen Krimi-Akademie ausgezeichnet. Im folgenden Jahr kam der nächste Roman, ‘Det taler vi ikke om’, und dann gab es kein Zurück mehr. Die Freude am Schreiben war so groß, dass alle vernünftigen Argumente bezüglich festem Gehalt, Rentenvotrsorge und Dienstwagen in den Hintergrund geschoben wurden. Im Februar 2007 wurde Anna Grue Vollzeit-Schriftstellerin und begann ihre Krimiserie über den kahlen Detektiv Dan Sommerdahl . Und sie hat es nicht eine Sekunde bereut. In diesen Monaten, schreibt Anna an Band 6, und es werden mehr dazu kommen. Auch eine Sammlung von Kurzgeschichten, ‘De andre’, sind erschienen, kurze Alltagsgeschichten mit einer bissigen Pointe. Aber ohne kriminelle Handlung.
Künstlerischen Familie
Privat ist Anna Grue Teil einer künstlerischen Familie. Ihr Mann während den letzten 35 Jahren ist ein anerkannter Maler, Jesper Christiansen, und drei erwachsene Kinder sind jeweils Theaterregisseur, Maler und Zeichner. In Diskussionen über Kunst, Literatur, Musik und Film geht es lebendig zu am Tisch, was Anna Grue bei ihrem Nebenjob als Rezensentin im Programm Smagsdommerne des dänischen Rundfunk zugute kommt.
Und sonst? Die vier Enkelkinder – ein neunjähriges, ein sechsjähriges und ein Paar neugeborenen Zwillinge – nehmen einen Großteil von Anna Grues Leben ein, wie auch ihre beiden verwöhnten Cockerspaniels, ein großer Kreis von Freunden und ein Garten, der auch was fordert. Wenn sie schreibt, verschwindet Anna deshalb oft für längere Zeit ins Ausland oder ihr friedliches Ferienhaus in Odsherred, wo das Telefon ausgeschaltet und das Netz abgekoppelt wird und sie dann loslegen kann. Und das ist das Beste, was sie weiß.